Wo keine bestäubenden Insekten, da auch kein Obst, kein Gemüse und kein Getreide. Gegen das anhaltende Bienensterben kann etwas getan werden, und das im Kleinen los, zum Beispiel mit einer Bienenweide. Was es damit auf sich hat und wie sich diese umsetzen lässt, lesen Sie in diesem Artikel.
Die allermeisten Insekten sind für eine intakte Natur von immenser Bedeutung. So ließ die Meldung vom drastischen Rückgang von Bienen, Hummeln und Co. viele aufhorchen. Denn wo keine bestäubenden Insekten, da auch kein Obst, kein Gemüse und kein Getreide. Viele möchten daher etwas gegen das anhaltende Bienensterben tun. Und das geht - denn auch im Kleinen kann man einen Beitrag zur Artenvielfalt leisten. Zum Beispiel mit einer Bienenweide. Was es damit auf sich hat und, wie sich diese umsetzen lässt, lesen Sie in diesem Artikel.
Als Bienenweide bezeichnet man eine Pflanze, die viel Nektar und Pollen produziert und somit eine ideale Nahrungsgrundlage für die Biene darstellt. Sie wird auch Bienentrachtpflanze genannt und aufgrund ihres Pollenreichtums besonders gerne und häufig angeflogen.
Aufgepasst: Auch wenn die kleinen Honigmacher ihnen den Namen gegeben haben: Auf diese Pflanzen fliegen meist nicht nur Bienen, sondern auch wichtige andere bestäubende Fluginsekten wie die Hummel oder der Schmetterling.
Als Bienenweide wird heutzutage aber nicht nur nicht nur die spezielle Pflanze an sich, sondern auch eine kleine Blumenwiese bezeichnet, auf der viele solcher pollenreichen Pflanzenarten stehen. Oft werden diese bewusst angelegt, um viele Insekten zur Bestäubung in den Garten, auf stillgelegte Acker- und Brachflächen oder Parkanlagen zu locken.
Die Vielfalt an bienenfreundlichen Pflanzen ist groß. So dienen beispielsweise Obstbäume nicht nur uns Menschen als Nahrung, sondern auch den Bienen. So gesehen, ist das Pflanzen eines solchen Baumes immer ein wichtiger und nachhaltiger Beitrag für das Zusammenleben von Mensch und Tier. Aber auch andere blühende Bäume wie die Linde, die Kastanie, die Robinie oder der Ahorn locken Fluginsekten gerne an ihre Blüten und profitieren von ihrer Bestäubung.
Sie lieben den Duft von frischen Kräutern in Ihrem Garten? Bienen lieben deren Blüten und fliegen deshalb besonders gerne auf Kräuter wie Thymian, Schnittlauch, Salbei oder Zitronenmelisse. Eine echte Win-Win- Situation also!
Ob als Sichtschutzhecke oder als dekoratives Highlight - auch manche Sträucher dienen als Bienenweide. Besonders gerne angenommen werden beispielsweise Liguster, Schlehe, Weißdorn oder Berberitze.
Kleiner Tipp: Alle Sträucher, die Beeren bilden, sind in der Blüte den Bienen eine echte Schlemmerei. Aber Achtung, diese Beeren sind oftmals giftig, daher sollten Sie aufpassen, wenn kleiner Kinder oder Hunde im Haushalt leben!
Richtig bunt wird es mit diversen Blumen, die uns nicht nur optisch erfreuen, sondern praktischerweise auch richtig beliebt bei Bienen sind. Zu Ihnen zählen Klassiker wie Kornblumen, Anemonen, Vergissmeinnicht, Ziermohn oder auch der wohlriechende Lavendel.
Auch folgende Blumen, Sträucher und Bäume eignen sich neben den oben genannten als Bienenweide:
Immer öfter finden sich unter den gezüchteten Zierpflanzen für Garten und Balkon auch gefüllte Blüten, bei denen die Staubblätter zurückgebildet oder schwer zugänglich sind. Diese Sorten sind zwar besonders hübsch anzusehen, Pollen und Nektar ist für bestäubende Insekten allerdings kaum oder gar nicht mehr vorhanden. Aus ökologischer Sicht haben diese Sorten für eine Bienenweide keinen großen Nutzen. Hierzu zählen zum Beispiel gefüllte Tulpen, Rosen, Chrysanthemen oder Narzissen. Solche Sorten machen optisch was her, sollten aber in einem bienenfreundlichen Garten nicht die Mehrheit der Pflanzen ausmachen. Greifen Sie hierbei eher auf die nicht gefüllten Varianten zurück. Auch ist es generell besser, auf einheimische, regionale und nicht auf hochgezüchtete oder exotische Pflanzen zu setzen. Nicht die Ästhetik des Gewächses, sondern allein die Menge an Pollen und Nektar sollte bei einer Bienenweide stets im Vordergrund stehen.
Worauf muss man achten, wenn man eine solche Bienenweide nun anlegen möchte? Man kann natürlich den gesamten zur Verfügung stehenden Platz gestalten oder bewusst nur ein Beet freilassen, das für die spätere Bienenweide reserviert ist. Wer sich die Blumen nicht selbst zusammensuchen möchte, kann auch auf fertige Saatgutmischungen aus ein- und mehrjährigen Bienentrachtpflanzen zurückgreifen. Achten Sie darauf, dass gekauftes Saatgut nicht mit Pestiziden behandelt ist. Auch Jungpflanzen und Zwiebeln sollten frei von Insektenschutzmitteln und anderen Giften sein. Sonst setzt man den Bienen mit einer gut gemeinten Wiese eher zu, als dass man ihnen hilft.
Das Frühjahr (März bis Mai) ist die beste Zeit, Bienenweiden auszusäen. Gesät werden sollte stets auf einem gut gelockerten, unkrautfreien Boden. Dann gut festdrücken und angießen. Auch danach noch darauf achten, dass das Beet regelmäßig gegossen wird, damit die Saatkörner keimen und die Pflanzen letztlich wachsen können.
Unterschiedliche Blühzeiten ermöglichen es, dass die Bienen nahezu das ganze Jahr über konstant Nektar finden können. Es lohnt sich also nicht nur fürs Auge, sondern auch im Sinne eines ganzjährigen Nahrungsangebotes solche Pflanzen auszusuchen, die zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr blühen und Nektar bieten. Die Winterheide, der Haselnussstrauch oder auch die Frühjahrsboten Schneeglöckchen und Krokus sind frühe Blüher und bieten so den Bienen bereits recht früh im Jahr eine gedeckte Tafel. Sonnenblumen und Efeu blühen bis in den Oktober hinein und sind so eher späte Pollenlieferanten. Man kann die Blühzeit insgesamt auch etwas verlängern, in dem man nicht alle auf einmal aussät, sondern in mehreren Etappen mit einem Abstand von ein paar Wochen.
Die Auswahl zahlreicher bienenfreundlichen Pflanzen ist schon mal ein großer Schritt hin zu einem insekten- und bienenfreundlichen Garten. Aber das allein ist nicht die einzige Maßnahme, damit Bienen und Co. sich wohl fühlen und die nun bereits stetig sinkende Population sich bestenfalls wieder erholt.
Wo Bienen sich aufhalten sollen, muss auch ein Platz gegeben sein, wohin sie sich zurückziehen können und wo sie überwintern und Junge großziehen können. Honigbienen haben den Vorteil, sich in ihren Bienenstock zurückziehen zu können. Wildbienen hingegen sind meistens „Einzelflieger“ (sog. Solitärbienen) und suchen sich ihren Rückzugs- und Brutort in alten Röhren, Halmen, Mauern und Totholz. Bieten Sie wilden Bienen und anderen Fluginsekten doch ganz bewusst Unterschlupf an, zum Beispiel in einem Insektenhotel. Wo der perfekte Standort hierfür ist, lesen Sie in unserer Insektenhotel-Serie in unserem Magazinartikel „Der ideale Standort fürs Insektenhotel“.
Ein großer, grüner, akkurater Rasen – das ist der Stolz vieler Gartenbesitzer. Aber wo das Gras immer kurz ist und kein fremder Halm mehr sprießen darf, wird bald auch kein nützliches Insekt mehr leben. Daher sollte eine Rasenfläche nicht immer dauerhaft kurzgehalten und auch nicht jedes Gänseblümchen sofort gekappt werden. Wie wäre es denn, den Mähroboter nicht jede Woche, sondern nur alle zwei bis drei Wochen seine Runden drehen zu lassen? Oder einfach mal etwas Rasenfläche aufzugeben und stattdessen ein paar mehr Bienenweiden zu pflanzen. Dann muss auch der Mähroboter (oder Sie) weniger oft Zeit fürs Mähen einplanen.
Das Gleiche gilt für Stein- und Kiesgärten. Auch wenn sie praktisch sind und kaum Pflege brauchen: Steingärten sind für Biene, Hummel und Co. äußerst problematisch, denn sie bieten Wildbienen zwar Rückzugsorte, Kies und Stein tragen aber keine Pollen. Und wo sich diese Art aneinanderreiht, fühlt sich bald kein bestäubendes Insekt mehr heimisch. Moderne und gleichzeitig nachhaltige Steingärten sind daher nicht reine Steinwüsten, sondern warten mit geschickt in Szene gesetzten, blühenden Highlights auf und bieten in Fugen, unter Steinen und im Kies kleine Rückzugsorte.
Sie sollten auch nicht jedem vermeintlichen Wildkraut den Kampf ansagen, denn nicht jedes unbekannte Gewächs ist per se Unkraut. Nicht selten werden auch diese Pflanzen (zum Beispiel blühender Klee) von Bienen angeflogen. Wenn das Unkraut aber doch mal überhandnimmt, verzichten Sie für ein generell tierfreundliches Zuhause auf Unkrautvernichter und setzen Sie auf schonende, aber dennoch effektive Maßnahmen (mehr dazu im Magazinartikel "Unkraut vernichten ohne Chemie").
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